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Samstag, 4. April 2015

Mar para Bolivia!

Bolivien hat kein Meer. Seit über 100 Jahren schon nicht mehr. Im Krieg mit Chile und Peru hat Bolivien eines seiner bodenschatzreichsten „Departementos“ (etwa wie ein Bundesland), mit Zugang zum Meer, verloren.

Doch die Bolivianer sind hartnäckig, sie geben nicht auf, sie wollen ihr Meer zurück.

Es gibt eine bolivienweite Kampagne „Mar para Bolivia“ (Meer für Bolivien), die sich auch langsam auf den Rest der Welt ausweitet. Immer mal wieder sieht man auf Facebook Fotos von Prominenten (so zum Beispiel auch Lionel Messi), die ein Plakat mit der Nachricht hochhalten.

In meiner 4. Klasse schreiben wir jeden Tag lokale, nationale und internationale Nachrichten auf, wodurch ich, vor allem was das Meer angeht, immer auf einem recht aktuellen Stand bin.

Vor ein paar Wochen gab es anscheinend eine internationale Konferenz über Boliviens Meer und erst letzte Woche war der Präsident Evo Morales in Chile um das Meer zurück zu fordern.
Außerdem kommt im Juli der Papst Franziskus zu Besuch nach Bolivien, der viele Hoffnungen trägt. Gleichzeitig haben die Chilenen Angst davor, dass der Papst sich auf die Seite der Bolivianer stellt und sich auch für das Meer für Bolivien einsetzt.

Bolivien hat außerdem auch ein Marine, die im Titiaca-See und in den Flüssen im Tiefland stationiert ist, bereit dafür, wieder ein Meerzugang zu haben.

Und seit vielen Jahren wird am 23. März der „Dia del mar“ (Tag des Meeres) gefeiert.

Der Tag des Meeres:

Alle Schüler und Lehrer kommen feingemacht in Hemden, Blusen und Anzügen in die Schule, es wird sich vorbereitet und gegen 900 Uhr gibt es eine große „Formación“ der Escuela (Vorschule bis 6. Klasse), des Colegios (7. bis 12. Klasse) und des IPEPROs (Berufsschule). Es werden reißerische Reden gehalten über Bolivien, das Meer, den Krieg und die bösen Chilenen, die das Meer so gemein geklaut haben. Danach gibt es einen Marsch durch das ganze Dorf. Es ist beeindruckend, mehrere hundert Kinder und junge Erwachsene marschieren alle in hellblauen Blusen und Hemden im Gleichschritt durch El Villar. Dazu gibt es Marschmusik gespielt von der Kapelle des Colegios. Die Erstklässler tragen Schilder wie bei einer Demonstration.

„Mar para Bolivia!“
„Bolivia nació con mar!“ (Bolivien wurde mit Meer geboren!)
Bolivia hacía el mar!” (Bolivien machte das Meer!)

Bolivien machte das Meer!

Danach versammelten sich alle im Colegio und es wurden Tänze, Lieder und Gedichte zu Ehren des Meeres und der (wohl doch nicht so) ruhmreichen Kämpfer vorgetragen.

Ein paar meiner 4. Klässler, die "Zapateo" tanzen.
Die Schüler aus dem IPEPRO führen einen "Cueca" vor.


Die Bolivianer sind in dieser Sache so engagiert, so eifrig dabei, alles zu tun, was sie können, um das Meer wieder zu bekommen, manchmal glaube ich selbst daran. Aber warten wir einfach mal ab, vielleicht verlassen wir in knapp drei Monaten ein Land mit zehn „Departementos“ und Meer.

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