Das zweite Wochenende in Sucre, seit der Ernst des Lebens
hier begonnen hat. Volkan und Mara, zwei Freiwillige, die in Alcala stationiert
sind, einem Ort in der Nähe von El Villar, haben Geburtstag. Wegen diesem
Anlass haben wir Freiwilligen also beschlossen uns wieder alle in Sucre zu
treffen und ein bisschen zu feiern – oder auch ein bisschen mehr, Mara wird 18
Jahre alt.
Die Hinreise ist wieder wie letztes Mal, nur dieses Mal
nicht so kalt. Zum Glück. Wir fahren Freitag nach der Schule, so gegen 1500
Uhr los, wir gabeln ein paar Leute auf, die von Karachi nach Monteagudo wollen,
die wir später irgendwo abladen. Eine schwangere Frau kommt mit zwei
Hundewelpen und bittet mich doch auf sie aufzupassen, sie sitzt vorne in der
Kabine mit Yolanda und Anibal. Die ersten zwei Stunden gestalten sich also echt
unterhaltsam. Die zwei sind super goldig, am Ende ist ihre Besitzerin total
begeistert, dass wir uns so gut verstehen. Als sie aussteigen bin ich allein
und bleibe das auch für den Rest der Reise. Diesmal ist mein Plan in Padilla in
die Flota zu steigen und mitten in der Nacht in Sucre anzukommen, damit ich ein
bisschen mehr Zeit habe. In Padilla angekommen müssen wir aber leider
feststellen, dass keine Karten mehr nach Sucre verkauft werden, wir schließen,
dass wir zu spät sind. Also weiter bis Serrano. Von dort fährt in der Nacht um
400 Uhr auch eine Flota, die will ich nehmen. Als wir um 100
Uhr in Serrano ankommen stelle ich mir eifrig einen Wecker auf kurz nach 300
Uhr – und verschlafe ihn. Ich nehme dann die Flota morgens um 700
Uhr und bin um 1130 Uhr in Sucre.
Meine zwei kleinen, flauschigen Gefährten - zuckersüß! |
In Sucre angekommen hab ich Hunger bis unter die Arme und
werde schon von meinem Mädchen, Debby, Tina und Marie erwartet. Wir gehen in
ein vegetarisches Restaurant in der Nähe der Plaza und schlagen uns die Bäuche
voll. Danach wird eingekauft. Tina, Debby und ich haben einiges auf unseren
Einkaufszetteln, allerdings entscheiden sich Tina und Marie ziemlich früh,
schon zurück zum Hostel zu gehen. Debby und ich verbringen unsere Zeit suchend
auf dem Mercado Campesino, haben am Ende, als wir gegen 1800 Uhr
wieder im Hostel ankommen aber zum Glück auch fast alles. Da mir gesagt wird,
dass wir im Hostel nicht essen dürfen, weil wir ansonsten bezahlen müssen,
gehen wir auf der Straße einen Hamburgesa essen – super lecker.
Der Abend beginnt mit einer heißen Dusche. Es ist
wundervoll. Dann wird sich ein bisschen aufgehübscht und viel Cola getrunken.
Die brauche ich, um nicht wieder um 2130 Uhr todmüde ins Bett zu
fallen – ich bin zum einen meine Karachi-Zeiten (Schlafen von 2000
Uhr/2100 Uhr bis 600 Uhr/630 Uhr) gewöhnt und
zum anderen ein bisschen erschöpft von der Reise und dem ganzen Tag über Märkte
Laufen. Gegen 2200 Uhr machen wir uns auf in die Bodega, unsere „Stammkneipe“ in Sucre
(anscheinend wie von allen Freiwilligen). Es ist super schön mit allen mal
wieder zusammen zu sein, so wie am Anfang. Um 000 Uhr gibt es Kuchen
für alle und Happy-Birthday auf Deutsch, Spanisch und Englisch. Nachdem wir dann
eine Liste von Liederwünschen abgeben und mit Helene Fischer atemlos gestartet
wird, ergreifen aber leider schon einige der Freiwillige die Flucht und wollen
in ihr Bettchen. Deshalb sind wir dann, als wir uns ein bisschen später
aufmachen um zu tanzen, nicht mehr ganz so viele. Wir gehen ins Mitos, das entgegen meiner Erwartungen
endlich mal voll ist, und verbringen den Rest der Nach tanzend, singend und
schwitzend. – Abgesehen von den ganzen bolivianischen Männern, die immer mit
einem tanzen wollen, ist das wie in Deutschland. Einfach tanzen und singen so
laut, so lang und vor allem wie man will.
Gegen 330 Uhr verlassen wir als letzte von uns
Freiwilligen den Club und machen uns auf den Rückweg, mir sagen jetzt schon
alle Tschüss, weil niemand so früh aufstehen will, um mich Sonntagmorgens zu
verabschieden. Um 400 Uhr falle ich ins Bett – und stelle meinen
Wecker auf 645 Uhr.
Felix und ich reisen wieder zusammen, diesmal habe ich mit
Anibal ausgehandelt, dass wir die Flota sonntagmorgens nehmen und er uns um 1700
Uhr dann in El Villar mitnimmt. So haben wir mehr Zeit in Sucre und weniger
Aufenthalt und Nichts-Tun in El Villar.
Gegen 700 Uhr bin ich also fertig und mache mit
auf, Felix und meine Flota-Karten zu kaufen. Der Stand hat noch zu, macht anscheinend
gegen 800 Uhr auf. Gut, dann geh ich noch Geld holen. Tja. Im
Bankautomat in der Nähe vom Hostel schläft ein Penner. Ich laufe bis zum
Campesino, wo es auch Bankautomaten gibt, und kaufe auf dem Rückweg noch Brot
und Tomaten – ich will ja nicht bezahlen müssen, also kauf ich mir mein
Frühstück eben selbst. Eine Stunde später mache ich mich dann erneut auf den
Weg und ergattere noch zwei Karten: die zweite Reihe von vorne, rechts.
Gepackt, verabschiedet und los geht’s. Die zweite Reihe von
vorne ist kein guter Platz. Also ich meine, ich hatte keine Probleme, aber
Felix hatte ein bisschen viel Sport, weil er ständig die Beine einziehen und
wieder ausstrecken musste. Eine von Felix‘ Kolleginnen, Profe Samosa, fuhr auch
mit der Flota und ich fragte sie später, ob sie auch wieder mit Anibal
mitfahren würde, sie bejate. Als ich ihr dann sagte, dass wir in El Villar dann
um 1700 Uhr weitermüssen, rief sie Anibal an und drehte sich mit der
Botschaft um, wir würden erst montags um 1700 Uhr fahren, und am
Montag sei auch keine Schule. – Also wieder umsonst gestresst, wir hätten ganz
entspannt mit den anderen am Nachmittag fahren können und mit Mara noch ihren
Geburtstag verbringen können.
Nun ja. Jetzt bin ich in El Villar. Ist eigentlich auch
nicht schlecht. Hier gibt es Strom, ich kann endlich mal alle Akkus laden, und
morgen kann ich das Internet-Café nutzen – dafür war nämlich bei meinem
Sucre-Marathon keine Zeit.
Nächste Woche sind wir übrigens wieder hier, das teilte mir
Anibal am Freitag beim Abendessen mit. „Wir verreisen nächstes Wochenende schon
wieder.“ – „Nach El Villar, zu der Fiesta?“ – „Ja genau, wir fahren freitags
dann nach El Villar.“ – „Oh, freitags schon, und bleiben dann bis Mittwoch (da
ist die Fiesta)?“ – „Nein, nein, bis Donnerstag.“ – Sprachlose Antonia. „Oh,
äh, wow, das ist super!“
Ihr müsst nämlich wissen: mein Mariechen wird am 06. Oktober
auch 18 Jahre alt. Und das ist genau der Dienstag vor der Fiesta. Ooooh, wie
ich mich freue!
Aus der Flota - so sehen die meisten "Straßen" bei uns aus. |
Aus der Flota - aber manche werde, wie diese hier, auch asphaltiert, viele gibt es davon noch nicht. |
Du fehlst beim Feiern, Bubu :( <3333
AntwortenLöschen- Caro