Bolivien
hat kein Meer. Seit über 100 Jahren schon nicht mehr. Im Krieg mit Chile
und Peru hat Bolivien eines seiner bodenschatzreichsten „Departementos“ (etwa
wie ein Bundesland), mit Zugang zum Meer, verloren.
Doch die Bolivianer sind hartnäckig, sie geben nicht auf,
sie wollen ihr Meer zurück.
Es gibt eine bolivienweite Kampagne „Mar para Bolivia“ (Meer
für Bolivien), die sich auch langsam auf den Rest der Welt ausweitet. Immer mal
wieder sieht man auf Facebook Fotos von Prominenten (so zum Beispiel auch
Lionel Messi), die ein Plakat mit der Nachricht hochhalten.
In meiner 4. Klasse schreiben wir jeden Tag lokale,
nationale und internationale Nachrichten auf, wodurch ich, vor allem was das Meer angeht,
immer auf einem recht aktuellen Stand bin.
Vor ein paar Wochen gab es anscheinend eine internationale
Konferenz über Boliviens Meer und erst letzte Woche war der Präsident Evo
Morales in Chile um das Meer zurück zu fordern.
Außerdem kommt im Juli der Papst Franziskus zu Besuch nach
Bolivien, der viele Hoffnungen trägt. Gleichzeitig haben die Chilenen Angst
davor, dass der Papst sich auf die Seite der Bolivianer stellt und sich auch für das Meer für Bolivien einsetzt.
Bolivien hat außerdem auch ein Marine, die im Titiaca-See
und in den Flüssen im Tiefland stationiert ist, bereit dafür, wieder ein Meerzugang zu haben.
Und seit vielen Jahren wird am 23. März der „Dia del mar“
(Tag des Meeres) gefeiert.
Der Tag des Meeres:
Alle Schüler und Lehrer kommen feingemacht in Hemden, Blusen
und Anzügen in die Schule, es wird sich vorbereitet und gegen 900
Uhr gibt es eine große „Formación“ der Escuela (Vorschule bis 6. Klasse), des
Colegios (7. bis 12. Klasse) und des IPEPROs (Berufsschule). Es werden
reißerische Reden gehalten über Bolivien, das Meer, den Krieg und die bösen
Chilenen, die das Meer so gemein geklaut haben. Danach gibt es einen Marsch
durch das ganze Dorf. Es ist beeindruckend, mehrere hundert Kinder und junge
Erwachsene marschieren alle in hellblauen Blusen und Hemden im Gleichschritt
durch El Villar. Dazu gibt es Marschmusik gespielt von der Kapelle des
Colegios. Die Erstklässler tragen Schilder wie bei einer Demonstration.
„Mar para Bolivia!“
„Bolivia nació con mar!“ (Bolivien wurde mit Meer geboren!)
„Bolivia hacía el mar!” (Bolivien machte das Meer!)
„Bolivia nació con mar!“ (Bolivien wurde mit Meer geboren!)
„Bolivia hacía el mar!” (Bolivien machte das Meer!)
Bolivien machte das Meer! |
Danach versammelten sich alle im Colegio und es wurden
Tänze, Lieder und Gedichte zu Ehren des Meeres und der (wohl doch nicht so)
ruhmreichen Kämpfer vorgetragen.
Ein paar meiner 4. Klässler, die "Zapateo" tanzen. |
Die Schüler aus dem IPEPRO führen einen "Cueca" vor. |
Die Bolivianer sind in dieser Sache so engagiert, so eifrig
dabei, alles zu tun, was sie können, um das Meer wieder zu bekommen, manchmal
glaube ich selbst daran. Aber warten wir einfach mal ab, vielleicht verlassen
wir in knapp drei Monaten ein Land mit zehn „Departementos“ und Meer.
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