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Samstag, 27. Dezember 2014

Die Sonneninsel

Unsere Reise von La Paz zum Titicaca-See war mal wieder ein Abenteuer. Zunächst lief alles glatt. Wir fuhren mit der Flota bis Tiquina, wo der Bus mit einer Fähre übersetzt und die Leute in kleineren Booten überfahren. Auf der anderen Seite wurden wir von der „Migración“ (so eine Behörde, zu denen man auch wegen des Visums hinmusste) kontrolliert – alle ohne Reisepass außer Jakob. Da uns gesagt wurde, eine Kopie auf dem Handy wär vollkommen ausreichend hatten wir alle das. Doch der Beamte war alles andere als einverstanden mit dieser Möglichkeit und machte und ein klein bisschen zur Sau. Was uns einfallen würde ihm unsere Smartphones unter die Nase zu halten, ob wir denken würden Bolivien sei ein Witz, wie das in unserem Land wäre, ob man da einfach mit seinem Handy kommen könnte, er wölle, dass wir jetzt direkt umdrehen und erst mit unseren Reisepässen und gültigem Visum zurückkämen. – Das konnten wir aber nicht, da wir für so eine Reiseänderung keine Zeit mehr hatten und einfach so direkt einen Tag auf die Isla wollten. Also wurde unser Chef in Sucre, Arturo angerufen. Der telefonierte einige Zeit mit dem Migración-Beamten und erklärte ihm die Lage. Danach wurden wir noch einmal angemotzt, wir wären jetzt eigentlich illegal unterwegs und er könnte uns einsperren oder aus dem Land verweisen, aber er hätte unseren Chef verstanden und wir dürften auf die Isla, aber diese Situation wäre einmalig und würde er uns noch einmal treffen, mache er seine Drohungen wahr.
So setzten wir dann leicht verängstigt unsere Reise fort und beteten, dass uns auf dem Rückweg keine zweite Kontrolle begegnen würde.


Vor dem Sturm - man sieht schon, wie die dunklen Wolken vom Himmel Besitz ergreifen.
Am späten Nachmittag kamen wir auf der Isla del Sol an, es war kalt und man merkte die Höhe. Ich hatte Kopfschmerzen und bekam kaum Luft. Jakob war Zuhause und wollte uns unbedingt sein Reich zeigen, also mussten wir wandern um den Sonnenuntergang zu sehen. Die 4000 m Höhe ließen sich aber gut merken, wir brauchten sicher eine Stunde, bis wir oben auf dem Berg waren, Jakob eilte stets voraus und wartete immer ungeduldig, wenn wir nach zehn Metern schon wieder eine Verschnaufpause wollten. Oben angekommen hatte ich einen höllischen Druck auf den Ohren, der nicht wegging und mein Kopf drohte zu explodieren. Außerdem war von einem Sonnenuntergang aufgrund von tiefschwarzen Wolken keine Spur. Debby und Jakob ignorierten die Gewitterwand jedoch und machten es sich auf dem Wanderweg gemütlich. Ich war da nicht so entspannt. Über dem See zog sich ein ziemlich böses Gewitter zusammen. Der Himmel hatte alle Farben zwischen anthrazit und dunkelschwarz, hier und da durchzogen von einem Blitz. Und alle paar Minuten dröhnte ein Donnerschlag in unseren Ohren. Also stand ich neben den zwei total entspannten und hüpfte herum: „Leute, da ist es scharz, wir werden sterben, ich will nicht sterben, ich hab Kopfweh, lasst uns gehen, lasst uns gehen, lasst uns gehen!“ – Und ich gewann. Wir gingen.

Wir kamen am Strand und somit am Hostel an, gerade rechtzeitig, denn sobald wir in der Küche saßen begann das Unwetter. Es wurde noch kälter als es sowieso schon war und Regentropfen so groß wie Teller schlugen auf das Dach. Gemütlich ist anders. Wir verschlangen unser Abendessen und hüpften in unsere Betten – fast mit allem an, da wir so froren.



Am nächsten Tag war es wieder freundlich, den Vormittag entspannten wir mit Blick auf den wunderschönen See und am Nachmittag wanderten wir in den Nachbarort im Norden. Diesman zum Glück nur auf halber Höhe den Berg entlang und so blieb es bei Kopfschmerzen, der Druck ließ mich in Ruhe.

Am nächsten Morgen verließen wir wieder sehr früh die Isla und traten direkt im Anschluss die Rückreise von La Paz nach Sucre an.

Es war eine sehr schöne, aber auch sehr anstrengende Reise, in der wir viel sahen und noch mehr erlebten.

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