Unsere Reise von La Paz zum Titicaca-See war mal wieder ein Abenteuer.
Zunächst lief alles glatt. Wir fuhren mit der Flota bis Tiquina, wo der Bus mit
einer Fähre übersetzt und die Leute in kleineren Booten überfahren. Auf der
anderen Seite wurden wir von der „Migración“ (so eine Behörde, zu denen man
auch wegen des Visums hinmusste) kontrolliert – alle ohne Reisepass außer
Jakob. Da uns gesagt wurde, eine Kopie auf dem Handy wär vollkommen ausreichend
hatten wir alle das. Doch der Beamte war alles andere als einverstanden mit
dieser Möglichkeit und machte und ein klein bisschen zur Sau. Was uns einfallen
würde ihm unsere Smartphones unter die Nase zu halten, ob wir denken würden
Bolivien sei ein Witz, wie das in unserem Land wäre, ob man da einfach mit
seinem Handy kommen könnte, er wölle, dass wir jetzt direkt umdrehen und erst
mit unseren Reisepässen und gültigem Visum zurückkämen. – Das konnten wir aber
nicht, da wir für so eine Reiseänderung keine Zeit mehr hatten und einfach so
direkt einen Tag auf die Isla wollten. Also wurde unser Chef in Sucre, Arturo
angerufen. Der telefonierte einige Zeit mit dem Migración-Beamten und erklärte
ihm die Lage. Danach wurden wir noch einmal angemotzt, wir wären jetzt
eigentlich illegal unterwegs und er könnte uns einsperren oder aus dem Land
verweisen, aber er hätte unseren Chef verstanden und wir dürften auf die Isla,
aber diese Situation wäre einmalig und würde er uns noch einmal treffen, mache
er seine Drohungen wahr.
So setzten wir dann leicht verängstigt unsere Reise fort und beteten,
dass uns auf dem Rückweg keine zweite Kontrolle begegnen würde.
Am späten Nachmittag kamen wir auf der Isla del Sol an, es war kalt und
man merkte die Höhe. Ich hatte Kopfschmerzen und bekam kaum Luft. Jakob war
Zuhause und wollte uns unbedingt sein Reich zeigen, also mussten wir wandern um
den Sonnenuntergang zu sehen. Die 4000 m Höhe ließen sich aber gut merken, wir
brauchten sicher eine Stunde, bis wir oben auf dem Berg waren, Jakob eilte
stets voraus und wartete immer ungeduldig, wenn wir nach zehn Metern schon
wieder eine Verschnaufpause wollten. Oben angekommen hatte ich einen höllischen
Druck auf den Ohren, der nicht wegging und mein Kopf drohte zu explodieren.
Außerdem war von einem Sonnenuntergang aufgrund von tiefschwarzen Wolken keine
Spur. Debby und Jakob ignorierten die Gewitterwand jedoch und machten es sich
auf dem Wanderweg gemütlich. Ich war da nicht so entspannt. Über dem See zog
sich ein ziemlich böses Gewitter zusammen. Der Himmel hatte alle Farben
zwischen anthrazit und dunkelschwarz, hier und da durchzogen von einem Blitz.
Und alle paar Minuten dröhnte ein Donnerschlag in unseren Ohren. Also stand ich
neben den zwei total entspannten und hüpfte herum: „Leute, da ist es scharz,
wir werden sterben, ich will nicht sterben, ich hab Kopfweh, lasst uns gehen,
lasst uns gehen, lasst uns gehen!“ – Und ich gewann. Wir gingen.
Vor dem Sturm - man sieht schon, wie die dunklen Wolken vom Himmel Besitz ergreifen. |
Wir kamen am Strand und somit am Hostel an, gerade rechtzeitig, denn
sobald wir in der Küche saßen begann das Unwetter. Es wurde noch kälter als es
sowieso schon war und Regentropfen so groß wie Teller schlugen auf das Dach.
Gemütlich ist anders. Wir verschlangen unser Abendessen und hüpften in unsere
Betten – fast mit allem an, da wir so froren.
Am nächsten Tag war es wieder freundlich, den Vormittag entspannten wir
mit Blick auf den wunderschönen See und am Nachmittag wanderten wir in den
Nachbarort im Norden. Diesman zum Glück nur auf halber Höhe den Berg entlang
und so blieb es bei Kopfschmerzen, der Druck ließ mich in Ruhe.
Am nächsten Morgen verließen wir wieder sehr früh die Isla und traten
direkt im Anschluss die Rückreise von La Paz nach Sucre an.
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