Wasserfälle sind ja schon was Schönes. Ich muss zugeben, ich
bin ein kleiner Fan geworden. Unser Jahr hier in Bolivien begannen wir mit
einem Ausflug zu den „Siete Cascadas“, in unseren Ferien reisten wir zu den
Iguazu-Wasserfällen nach Argentinien und wir haben gehört, hier in der Nähe von
El Villar gäbe es auch einen Wasserfall. – Den können wir uns nicht entgehen
lassen!
Den ersten Versuch starteten wir schon Anfang Dezember. Wir
ließen uns von einem befreundeten Bolivianer den Weg erklären und brachen auf.
Badesachen und Mittagessen dabei – man sei innerhalb von eineinhalb Stunden,
spätestens zwei da.
Wir liefen also den Berg hoch, folgten dem beschriebenen
Pfad. Oben angekommen machten wir kurze Rast, genossen die Aussicht – und
stellten fest, dass wir keinen Weg finden konnten, der auf der anderen Seite
runterführen sollte. Da wir aber wussten, dass wir einfach erst mal ins Tal
kommen mussten suchten wir uns etwas aus, das wie ein Pfad aussehen könnte und
begannen den Abstieg. Nach fast zwei Stunden standen wir mitten im Grünen am
Berg, es gab keinen Weg mehr und wir waren vollkommen zerkratzt und erschöpft.
So entschieden wir uns, einfach wieder umzukehren. Berge hinaufklettern ist
manchmal schwerer als hinab, doch nach einer weiteren Stunde hatten wir es
wieder auf die Bergspitze geschafft. Dort aßen wir Mittag und entschlossen uns,
umzukehren.
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Der Blick auf El Villar. |
Der Wunsch, den Wasserfall zu besuchen war jedoch nicht
verschwunden, und so überlegten wir nicht lange, als uns vor ein paar Wochen
eine Freundin fragte, ob wir mit ihr und ein paar anderen zu „Yotalilla“ gehen
wollten.
So standen wir am folgenden Samstagmorgen, wieder bewaffnet
mit Badesachen und Mittagessen, vor ihrer Tür. Unser Ausflug begann damit, dass
Debby und mir eine Kappe und ein Sonnenhut aufgedrückt wurde, „wir würden sonst
verbrennen“. Unsere Gruppe bestand aus Debby, Marie und mir, Abi, der Tochter
unserer Köchin, Milena, der Tochter von Maries Lehrerin und unserer Nachbarin,
Noelia, einer Freundin von Mile, Franz, einem Freund von uns, der gleichzeitig
Miles Cousin ist und Noelias zwei Hunden Rocky und Sami.
Noelias Vater fuhr uns aus El Villar raus zum Fuße des
Berges, über den man musste. Wir stiegen hinauf (soweit hatten wir es letztes
Mal auch geschafft) und oben erklärte Noelia, sie kenne den Weg. Also folgten
wir ihr – in die komplett andere Richtung, als wir beim ersten Mal gelaufen
waren. Und siehe da, nach einer ersten Kurve konnte man einen Trampelpfad
erkennen. Diesem folgten wir eine Weile, bis wir uns auf einmal an seinem Ende
wiederfanden. Noelia war voller Hoffnung und meinte, der Weg würde sofort
wiederkommen. Wir begannen also mal wieder einen Abstieg in den Urwald. – Der
Weg kam nicht wieder. Aber wir gaben nicht auf und schlugen uns weiter durchs
Grün. Und irgendwann kamen wir bei einer Hütte raus. Große Erleichterung, denn
eine Hütte hieß, dass hier Leute waren, die wir nach dem Weg fragen konnten.
Dies taten wir und keine zehn Minuten später waren wir am Fluss. Diesem folgten
wir noch ungefähr eine halbe Stunde und dann waren wir endlich da.
Wir zogen uns um und sprangen in das erfrischend kalte
Wasser. Unsere vierbeinigen Begleitungen fanden das allerdings nicht so toll
und sprangen uns wild bellend nach. Sie schwammen vor allem auf Debby, Marie,
Franz und mich zu und schnappten nach uns. Ich verstand die Welt nicht mehr:
die Hunde kannten uns und waren normalerweise Engel auf Erden, aber auf einmal
versuchten sie uns zu beißen! Debby und ich gingen aus dem Wasser und redeten
mit Noelia, ob sie ihre Hunde bitte zurückholen könnte. Darauf erklärte sie uns
allerdings, dass die zwei dachten, wir würden ertrinken und uns nur retten
wollten. – Eigentlich super nett, aber nicht so angenehm, wenn sie einen dabei
kratzten oder eben doch bissen. Für mich war die Schwimmerei vorbei, ich hatte
zu viel Angst und außerdem kam es mir wie Folter vor, vor den zwei Hunden ins
Wasser zu springen, die darauf total panisch reagierten, zitterten, bellten und
einen letztendlich retten wollten.
Die anderen blieben noch eine Weile im Wasser, Marie fand
später auch heraus, wie sie die zwei Hunde beruhigen konnte, sodass sie sie
nicht mehr „retten“ wollten. Wir aßen Mittag und spielten danach noch eine
Weile Flaschendrehen, was ganz witzig war.
Später nahmen wir den Rückweg wieder in Anschlag, gingen
aber diesmal den Weg, den auch Autos nutzen können. Dieser ist ein wenig
länger, aber auch ziemlich schön und definitiv leichter. Nach ungefähr drei
weiteren Stunden laufen kamen wir pünktlich mit der Dunkelheit in El Villar an
– gönnten uns eine Dusche, Abendessen und fielen erschöpft ins Bett.
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Die Landschaft beim Rückweg. |
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Ohne meinen super-sexy (geliehenen) Sonnenhut ging gar nichts, die Sonne verbrennt einen hier sehr unbarmherzig. |
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Die ersten Häuschen von El Villar auf dem Rückweg. |
Unseren bisher letzten Ausflug nach Yotalilla unternahmen
wir ein paar Wochen später, diesmal mit unserer gesamten Nachbarsfamilie.
Willma, Maries Lehrerin, Milena, Cindy und Ariel (ein Junge), ihre Kinder, ihr
Mann Maximo, Franz, der ja auch letztes Mal schon dabei war, und dann von uns
aus dem Hostel die zwei Mädchen Danya und Abi, die Töchter unserer Gasteltern
und der Köchin und wir vier Mädels, Tina, Debby, Marie und ich.
Dieses Mal war wohl das einfachste: Wir fuhren mit Maximos Volqueta
(ein „Kipp“-Laster) soweit wir konnten und liefen den Rest, der nur noch etwa
eine Stunde Fußweg war. Maximo kam nicht mit zum Wasserfall, er hatte
anscheinend noch etwas zu tun. Wir liefen hin und sprangen wieder jubelnd ins
Wasser.
Wir schwammen eine Weile, diesmal total entspannt ohne Hunde
und später gab es scharfen Salat und für die Fleisch-esser wurde gegrillt.
Zurück mussten wir ein bisschen mehr laufen, als auf dem
Hinweg, aber es war nichts gegen unsere Riesen-wanderung beim ersten Mal.
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Diesmal wurden wir auf dem Rückweg mit einem Regenbogen beglückt. |
Yotalilla es una cascada pequena, pero de verdad muy, muy
linda!
(“Yotalilla ist ein kleiner Wasserfall, aber wirklich sehr, sehr schön!”)