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Sonntag, 15. Februar 2015

Karneval

Juhu, die fünfte Jahreszeit! Als geborene Kölnerin für mich natürlich eine der schönsten Zeiten im Jahr: Karneval!

In Deutschland leider immer nur ordentlich eingemummelt zu genießen, ist hier die Zeit der Jecken im Spätsommer.

Schon zwei Wochen vor dem Karnevalswochenende ging es los. Hier ist eine sehr beliebte Tradition an Karneval das „Wasserbomben-Werfen“, wahlweise auch mit Farbe, Tinte oder Schaum, in El Villar allerdings klassisch mit Wasser.
Wir als Freiwillige waren natürlich ein beliebtes Ziel und blieben so keinen Tag in den zwei Wochen vor Karneval trocken. Den pubertären Jungs, die den Großteil der Wasserbomben warfen, hatten sogar so viel Spaß daran, dass sie 1 ½ Stunden, während wir im Spielesalon arbeiteten, vor dem Salon warteten um uns danach nass zu machen.

Ein klein bisschen nass, es ging definitiv schlimmer.
Die „Karnevalshochburg“ Boliviens ist die Stadt Oruro zwischen Potosí und La Paz. Mit ungefähr 3700m Höhe ist die deutlich höher gelegen als Sucre und El Villar, was sich auch sehr auf das Klima auswirkt – aber dazu später.
Wir wollten uns diesen (drittgrößten) Karneval (der Welt, nach Rio de Janeiro und São Paulo) nicht entgehen lassen und so fuhren sämtliche Freiwillige aus den Dörfern um Sucre freitags in die Stadt.
Zwei befreundete Freiwillige, die zurzeit für einen Sprachkurs in Sucre sind, hatten sich bereit erklärt, für uns alle Flota-Tickets zu kaufen. Mit den IJFD-Freiwilligen aus Sucre waren wir insgesamt 21 Leute.

Als wir uns abends allerdings beim Busterminal einfanden und unseren Bus suchten, mussten wir feststellen, dass bei dem Kartenkauf etwas schiefgelaufen war.
Wir hatten keine Karten für freitags, sondern für dienstags gekauft. Nach bestimmt einer Stunde von heißen Diskussionen mussten wir dann gegen 22:30 Uhr das Terminal verlassen. Ohne Bus. Ohne Plan. Niedergeschlagen, aber alle mit dem Wunsch, doch noch nach Oruro zu gehen, wenn es nur irgendwie möglich wäre.
Don Arturo, unser Chef in Sucre, den wir zu Hilfe gerufen hatten, überlegte sich alles Mögliche um uns nach Oruro zu bringen. Die Idee war zunächst, mit Taxis zu fahren. Das hätte uns wahrscheinlich deutlich mehr gekostet, als ein Bus, aber war schnell und zuverlässig. In unserer Verzweiflung fingen ein paar tatsächlich an, bei Taxifahrern rumzufragen, für wie viel sie nach Oruro fahren würden – sie verdrehten nur die Augen und fuhren weiter.
Spontan wandte sich eine Freundin an einen vorbeifahrenden Flotafahrer, ob er uns nicht nach Oruro und in der nächsten Nacht wieder zurück fahren wolle.

Entgegen aller Erwartungen antwortete der Fahrer nicht sofort mit Nein und wir ergriffen die Möglichkeit. Ein paar Freiwillige und Don Arturo sprachen mit dem Fahrer, dessen Chef und ehe wir uns versehen hatten hieß es: „Er fährt nach Oruro, bleibt da und in der nächsten Nacht geht es zurück.“ Wir konnten es nicht glauben! Es war zwar ein bisschen teurer, als die normale Flota, aber das wunderte niemanden, wir hatten uns schließlich gerade spontan eine Privat-Flota organisiert. Tja, und so ging unser Ausflug nach Oruro zwei Stunden später als geplant, dann endlich los. 19 Freiwillige in einem eigenen Bus.

Nach ungefähr zehn Stunden erreichten wir am Vormittag Oruro. Es wurde sich kurz frischgemacht – und alles was man hatte angezogen. Wir hatten die Höhe unterschätzt und Wetterberichte ignoriert. Es war bewölkt und Regen war angesagt - und wir hatten zu wenig warme Klamotten dabei. Eine Garnitur wurde als Wechselklamotten im Bus gelassen (Vorteil an einem Privatbus), für den Fall, dass man nass würde. Dafür hatten wir uns in Sucre Regen-Ponchos gekauft, die sich dort bei einer Wasserschlacht auch schon bewährt hatten.

Wir gingen also auf die Suche nach einem guten Platz, von wo man die „Entrada“ (etwa wie ein Karnevalsumzug) gut sehen konnte. Schnell mussten wir allerdings feststellen, dass es überall nur sehr teure Tribünen gab. Geldausgebefreudig kauften wir uns für eine solche Tribüne Tickets. Wir hatten einen recht guten Platz und unsere Tribüne war überdacht – also alle zufrieden.

Tina und ich mit unseren schicken Masken.
Die Entrada war unglaublich. Die verschiedenen traditionellen bolivianischen Tänze wurden von mehreren hundert Tanzgruppen vorgetanzt.

Leider machte das Wetter nicht so ganz mit, es war kalt und grau und immer mal wieder fing es an zu regnen. Das gute: wir wurden dank Plane nicht nass. Das schlechte: das ganze „Dach“ war nur provisorisch und stürzte irgendwann fast ein. Aber zum Glück hatte jemand ein Messer und bevor wir von den Wassermassen und Blechstangen erdrückt werden konnten, schnitt er ein Loch in die Plane.

Die Entrada ging den ganzen Tag und fast die ganze Nacht. Wir jedoch fuhren gegen 300 Uhr nachts wieder zurück. Etwas klamm, durchgefroren, aber doch alle mit einem Karneval-Glitzern in den Augen.

Doch nein, Karneval war noch nicht vorbei. Sobald wir wieder in Sucre waren und den Fehler begangen, zur Plaza zu gehen um etwas einzukaufen wurden wir in eine riesige, stadt-weite Wasserschlacht verwickelt. Zum Glück konnte man an jeder Straßenecke Wasserbomben kaufen und so waren wir wenigstens nicht wehrlos – am Ende jedoch trotzdem ziemlich durchnässt.


Mein Fazit: Es ist anders, aber toll!













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