Seiten

Dienstag, 14. Oktober 2014

Wie, du willst auch mit?

Tja also ich bin noch in El Villar, nicht in Karachi, und das wird auch den Rest der Woche so bleiben.

Angefangen damit, dass mein Profe Anibal mit halb Karachi ohne mich Freitagmorgen um 1000 Uhr gefahren ist, habe ich mich ja extra nachmittags nach meiner Mitfahrgelegenheit erkundigt. Da wurde mir mitgeteilt, ich könne Sonntagmorgens um 1000 Uhr mit Profe Primo fahren, so wie ich auch hergekommen war.

Beim Frühstück erfuhr ich von Doña Fanny, ich solle Profe Fortu fragen, ob ich bei ihm mitfahren könne. Gesagt, getan, und wie ich erwartet hatte, bekam ich die Antwort: „Oh, perdon, no, no hay campo, tienes que preguntar al Profe Primo.“ – Für mich ist kein Platz, ich muss Primo fragen. Kein Ding, war mir ja fast klar.

Als ich dann jedoch Primo fragte, erzählte der mir genau das gleiche: „Oh, perdon, no hay campo, tienes que preguntar al Profe Fortu.“ – Ehm. Gut.

Nachdem wir noch ein paar Mal hin und her gerannt waren und sich auch Gaston eingeschaltet hatte, kam raus, dass wirklich kein Platz für mich war. Ich solle jedoch erst mal noch bis nachmittags warten. Marie und ich öffneten dann nach dem Mittagessen den Spielesalon, ob ich dort wartete oder hier im Hostel machte ja keinen Unterschied.

Nun ja, und dann kamen Gaston und Primo und erzählten mir, ich müsse bis Villar Pampa laufen, dort nehme mich jemand mit. Allein wäre ich auch nicht, da käme noch jemand mit. Nach der ersten Info: „A las cuatro o cuatro y media el va a venir por la casa.“ – So gegen 1600/1630 Uhr käme er beim Hostel vorbei um mich zu holen, wurde kurz später erst mal noch 1530 Uhr.

Meine Sachen waren schon seit morgens um 900 Uhr gepackt, also für mich kein Problem. Ich verließ Marie, schickte Kalle zum Spielesalon und wartete.

Und wartete. Und wartete.

Es wurde 1600 Uhr, es wurde 1630 Uhr, es wurde 1700 Uhr. Und niemand kam um mich zu holen. Ich lief die Straße auf und ab, aber es sah nicht mal jemand danach aus, als würde er auch verreisen wollen. Ich wartete weiter und gegen kurz vor 1800 Uhr kamen Marie und Kalle wieder, da Marie angeblich um 1800 Uhr mit der Flota nach Sucre losmusste. Wir erfuhren in ihrer Angelegenheit, dass sich die Abfahrt der Flota auf unbestimmte Zeit verschiebe. Es gab Abendessen und somit waren wir zu zweit die warten mussten.

Marie fuhr dann um 2030 Uhr ungefähr, mir wurde gesagt, ich könne schlafen gehen. Montags sollte ich in die Schule gehen und arbeiten.

Debby wurde morgens auch sitzen gelassen und wir redeten mittags mit Don Gaston wegen dieser Sache. Er war ein bisschen aus dem Häuschen über die Dreistheit unserer Lehrer, uns einfach nicht mitzunehmen, und beschloss, dass wir die ganze Woche einfach hierbleiben und arbeiten sollten.

Für uns kein Problem, wir fühlten uns sowieso nach dieser Aktion nicht mehr so Willkommen in unseren Einsatzstellen, zumal das bei Debby nicht das erste Mal war.

Wir stellten uns also darauf ein, packten unsere Rucksäcke wieder aus, ich wusch meine Wäsche.

Abends gingen wir raus und auf einmal stand Nelson vor uns. Vollkommen außer Atem: „Antonia, komm, da ist wer beim Hostel und sucht dich, du gehst jetzt nach Karachi.“ – Es war ungefähr 2000 Uhr. Und ich war vollkommen geschockt.

Weiter erfuhren wir, dass Profe Anibal gekommen war um mich abzuholen.

Tja, leider gehöre ich zu den Menschen, die weinen müssen, wenn sie wütend sind, weshalb ich ziemlich schnell den Tränen ziemlich nah war.

Doña Fanny brachte Debby und mich zu Anibal, auf dem Weg trafen wir Tina. Bei uns um die Ecke begrüßten mich dann also Anibal, Yola, Primo, Doña Flora (die Internats-Tutorin) und ihr Mann: „Hola Antoni, ?vamos?“ – Ehm, ja.

Ich brachte raus, dass ich nicht darauf vorbereitet war, meine Wäsche noch nass war, wir dieses Wochenende nach Sucre wollen. Debby ergänzte, dass ich das ganze Wochenende warten musste und jetzt darauf eingestellt war hierzubleiben. Gaston kam zu uns und meinte, es wäre meine Entscheidung. Irgendwann zwischendurch brach ich in Tränen aus, was die ganze Situation irgendwie noch absurder machte. Fanny war die einzige, die dann den Durchblick noch bewahrte und sich dafür einsetzte, dass ich hierbleiben würde, weil diese Aktion irgendwie auch nicht sein könne. Sie war auch die Einzige, die verstand, dass das für meine kleinen deutschen Pünktlichkeits-Nerven ziemlich aufreibend war. Sie versuchte mich zu beruhigen, was ihr zum Glück auch gelang.

Das Ergebnis ist also nun: Ich bleibe diese Woche in El Villar, wir verbringen das Wochenende ganz entspannt in Sucre und am Sonntag muss ich den halben Weg (auf dem es mittlerweile Durchgang gibt) nach Karachi laufen, weil ich für die andere Hälfte eine Mitfahrgelegenheit habe. Und ich hoffe, ich werde nie wieder vergessen – aber nach Gastons Androhung, dass Karachi eben keine Freiwillige mehr bekommen würde, wenn sie mich nochmal vergessen, glaube ich nicht, dass das nochmal passiert.

Hier noch ein paar Bilder vom Spiele-Salon hier in El Villar. (Falls irgendjemand von den Ehemaligen das lesen sollte: Ihr habt super Arbeit geleistet, die Kinder sind so unfassbar glücklich über diesen Salon. – Und uns schwebt da noch eine Erweiterung vor, aber die bleibt vorerst mal unerwähnt, damit die Enttäuschung nicht so groß ist, falls es nicht klappen sollte.)



Miguel Angel (ein sehr beliebter Name hier), bei dem ich auch im Unterricht geholfen habe (Inicial).


Ja, albern bin ich hier immer noch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen