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Sonntag, 28. September 2014

Geburtstagsfeierei - und man gewöhnt sich an die Reisen

Das zweite Wochenende in Sucre, seit der Ernst des Lebens hier begonnen hat. Volkan und Mara, zwei Freiwillige, die in Alcala stationiert sind, einem Ort in der Nähe von El Villar, haben Geburtstag. Wegen diesem Anlass haben wir Freiwilligen also beschlossen uns wieder alle in Sucre zu treffen und ein bisschen zu feiern – oder auch ein bisschen mehr, Mara wird 18 Jahre alt.

Die Hinreise ist wieder wie letztes Mal, nur dieses Mal nicht so kalt. Zum Glück. Wir fahren Freitag nach der Schule, so gegen 1500 Uhr los, wir gabeln ein paar Leute auf, die von Karachi nach Monteagudo wollen, die wir später irgendwo abladen. Eine schwangere Frau kommt mit zwei Hundewelpen und bittet mich doch auf sie aufzupassen, sie sitzt vorne in der Kabine mit Yolanda und Anibal. Die ersten zwei Stunden gestalten sich also echt unterhaltsam. Die zwei sind super goldig, am Ende ist ihre Besitzerin total begeistert, dass wir uns so gut verstehen. Als sie aussteigen bin ich allein und bleibe das auch für den Rest der Reise. Diesmal ist mein Plan in Padilla in die Flota zu steigen und mitten in der Nacht in Sucre anzukommen, damit ich ein bisschen mehr Zeit habe. In Padilla angekommen müssen wir aber leider feststellen, dass keine Karten mehr nach Sucre verkauft werden, wir schließen, dass wir zu spät sind. Also weiter bis Serrano. Von dort fährt in der Nacht um 400 Uhr auch eine Flota, die will ich nehmen. Als wir um 100 Uhr in Serrano ankommen stelle ich mir eifrig einen Wecker auf kurz nach 300 Uhr – und verschlafe ihn. Ich nehme dann die Flota morgens um 700 Uhr und bin um 1130 Uhr in Sucre.

Meine zwei kleinen, flauschigen Gefährten - zuckersüß!
In Sucre angekommen hab ich Hunger bis unter die Arme und werde schon von meinem Mädchen, Debby, Tina und Marie erwartet. Wir gehen in ein vegetarisches Restaurant in der Nähe der Plaza und schlagen uns die Bäuche voll. Danach wird eingekauft. Tina, Debby und ich haben einiges auf unseren Einkaufszetteln, allerdings entscheiden sich Tina und Marie ziemlich früh, schon zurück zum Hostel zu gehen. Debby und ich verbringen unsere Zeit suchend auf dem Mercado Campesino, haben am Ende, als wir gegen 1800 Uhr wieder im Hostel ankommen aber zum Glück auch fast alles. Da mir gesagt wird, dass wir im Hostel nicht essen dürfen, weil wir ansonsten bezahlen müssen, gehen wir auf der Straße einen Hamburgesa essen – super lecker.

Der Abend beginnt mit einer heißen Dusche. Es ist wundervoll. Dann wird sich ein bisschen aufgehübscht und viel Cola getrunken. Die brauche ich, um nicht wieder um 2130 Uhr todmüde ins Bett zu fallen – ich bin zum einen meine Karachi-Zeiten (Schlafen von 2000 Uhr/2100 Uhr bis 600 Uhr/630 Uhr) gewöhnt und zum anderen ein bisschen erschöpft von der Reise und dem ganzen Tag über Märkte Laufen. Gegen 2200 Uhr machen wir uns auf in die Bodega, unsere „Stammkneipe“ in Sucre (anscheinend wie von allen Freiwilligen). Es ist super schön mit allen mal wieder zusammen zu sein, so wie am Anfang. Um 000 Uhr gibt es Kuchen für alle und Happy-Birthday auf Deutsch, Spanisch und Englisch. Nachdem wir dann eine Liste von Liederwünschen abgeben und mit Helene Fischer atemlos gestartet wird, ergreifen aber leider schon einige der Freiwillige die Flucht und wollen in ihr Bettchen. Deshalb sind wir dann, als wir uns ein bisschen später aufmachen um zu tanzen, nicht mehr ganz so viele. Wir gehen ins Mitos, das entgegen meiner Erwartungen endlich mal voll ist, und verbringen den Rest der Nach tanzend, singend und schwitzend. – Abgesehen von den ganzen bolivianischen Männern, die immer mit einem tanzen wollen, ist das wie in Deutschland. Einfach tanzen und singen so laut, so lang und vor allem wie man will.

Gegen 330 Uhr verlassen wir als letzte von uns Freiwilligen den Club und machen uns auf den Rückweg, mir sagen jetzt schon alle Tschüss, weil niemand so früh aufstehen will, um mich Sonntagmorgens zu verabschieden. Um 400 Uhr falle ich ins Bett – und stelle meinen Wecker auf 645 Uhr.

Felix und ich reisen wieder zusammen, diesmal habe ich mit Anibal ausgehandelt, dass wir die Flota sonntagmorgens nehmen und er uns um 1700 Uhr dann in El Villar mitnimmt. So haben wir mehr Zeit in Sucre und weniger Aufenthalt und Nichts-Tun in El Villar.

Gegen 700 Uhr bin ich also fertig und mache mit auf, Felix und meine Flota-Karten zu kaufen. Der Stand hat noch zu, macht anscheinend gegen 800 Uhr auf. Gut, dann geh ich noch Geld holen. Tja. Im Bankautomat in der Nähe vom Hostel schläft ein Penner. Ich laufe bis zum Campesino, wo es auch Bankautomaten gibt, und kaufe auf dem Rückweg noch Brot und Tomaten – ich will ja nicht bezahlen müssen, also kauf ich mir mein Frühstück eben selbst. Eine Stunde später mache ich mich dann erneut auf den Weg und ergattere noch zwei Karten: die zweite Reihe von vorne, rechts.

Gepackt, verabschiedet und los geht’s. Die zweite Reihe von vorne ist kein guter Platz. Also ich meine, ich hatte keine Probleme, aber Felix hatte ein bisschen viel Sport, weil er ständig die Beine einziehen und wieder ausstrecken musste. Eine von Felix‘ Kolleginnen, Profe Samosa, fuhr auch mit der Flota und ich fragte sie später, ob sie auch wieder mit Anibal mitfahren würde, sie bejate. Als ich ihr dann sagte, dass wir in El Villar dann um 1700 Uhr weitermüssen, rief sie Anibal an und drehte sich mit der Botschaft um, wir würden erst montags um 1700 Uhr fahren, und am Montag sei auch keine Schule. – Also wieder umsonst gestresst, wir hätten ganz entspannt mit den anderen am Nachmittag fahren können und mit Mara noch ihren Geburtstag verbringen können.

Nun ja. Jetzt bin ich in El Villar. Ist eigentlich auch nicht schlecht. Hier gibt es Strom, ich kann endlich mal alle Akkus laden, und morgen kann ich das Internet-Café nutzen – dafür war nämlich bei meinem Sucre-Marathon keine Zeit.

Nächste Woche sind wir übrigens wieder hier, das teilte mir Anibal am Freitag beim Abendessen mit. „Wir verreisen nächstes Wochenende schon wieder.“ – „Nach El Villar, zu der Fiesta?“ – „Ja genau, wir fahren freitags dann nach El Villar.“ – „Oh, freitags schon, und bleiben dann bis Mittwoch (da ist die Fiesta)?“ – „Nein, nein, bis Donnerstag.“ – Sprachlose Antonia. „Oh, äh, wow, das ist super!“

Ihr müsst nämlich wissen: mein Mariechen wird am 06. Oktober auch 18 Jahre alt. Und das ist genau der Dienstag vor der Fiesta. Ooooh, wie ich mich freue!

Aus der Flota - so sehen die meisten "Straßen" bei uns aus.

Aus der Flota - aber manche werde, wie diese hier, auch asphaltiert, viele gibt es davon noch nicht.


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