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Sonntag, 30. November 2014

Abschiednehmen

Ja, es heißt Abschiednehmen. Die Ferien beginnen und unsere erste Arbeitsphase endet. Und für Debby und mich endet damit auch unsere Zeit in unserem Außendörfern.

Also Abschiednehmen von Kindern, Leuten, Familien, der Schule, dem Ort.

Es ist ein komisches Gefühl, vor allem, weil es keinen passenden Moment gibt. Es gibt keinen richtigen letzten Schultag, an dem danach alle gehen. Es gab einen letzten Unterrichtstag, aber danach gab es noch die „Clausura“, den Tag, an dem die Zeugnisse ausgeteilt wurden, der aber ein offenes Ende hatte. Und außerdem war ich nach diesem Tag noch zwei Tage in Karachi, beziehungsweise mit Leuten aus Karachi unterwegs.

Trotzdem war es ein komisches Gefühl, zu gehen.

Zwar hatte ich in den letzten Wochen viele Zweifel und schlechte Tage, sowohl in Karachimayu als auch hier. Hatte meistens keine Lust auf die Reise, die ja wirklich immer ein Abenteuer ist, was auf die Dauer einfach nur nervt. (Auf gut Glück um 500 Uhr los und dann zwei Stunden laufen, weil es keinen „paso“ gibt, auf eine Mobilidad warten, die nicht kommt, sich auf die Lehrer verlassen, die aber dann doch zwei Stunden früher ohne einen fahren, oder mit den Lehrern Sonntagabends fahren und dann weder Abendessen, noch Frühstück bekommen.)

Ich hatte auch großes Heimweh, dass mich in Karachimayu manchmal fast aufgefressen hatte, weshalb ich fast jedes Wochenende der letzten Wochen nach El Villar floh, denn hier, mit den anderen Freiwilligen, war das Heimweh auszuhalten.

Und eine Weile fühlte ich mich dort auch einfach nicht gewollt. (Hier kennen die Kinder die Freiwilligen vor allem aus dem geliebten Spielesalon, weshalb auch die Freiwilligen geliebt werden. Immer, wenn ich dann die letzten Wochen hier ankam, wurde ich schon ab Ortseingang jubelnd von Kindern begrüßt. In Karachimayu bin ich ausschließlich Lehrerin, werde dort auch eher nur „Profe“ genannt, als „Antonia“, es ist also eine gewisse Distanz da, und außerdem sind die Kinder einfach zurückhaltender. Und mit dem Kontrast, den ich dann so hatte, habe ich mich in Karachimayu ein bisschen „ungeliebt“ gefühlt.)

Aber vor allem meine zwei letzten Wochen waren super. Statt zu warten, dass einem Arbeit, Beschäftigung und Liebe hinterhergeworfen werden, muss man sich in Karachimayu eben ein bisschen mehr selbst engagieren. Ich hab ziemlich viel Zeit im Internat verbracht, dort bei allem Möglichen geholfen, mit den Kindern gespielt, allen meine Hilfe angeboten, die dann auch gerne angenommen wurde, schrieb für die Profes Sachen am Computer, wurde zum Dank zum Essen eingeladen, half Doña Leonarda beim Putzen und beim „Refrescos“ (Erfrischungsgetrünke) für die „Exposiciones“ Zubereiten und Verkaufen, half bei den Vorbereitungen für die „Clausura“.
Und so kam es, dass mir am Ende niemand erlauben wollte zu gehen. Von allen Seiten wurde mir gesagt, ich solle bleiben, die Kinder schauten mich verständnislos an, als ich ihnen mitteilte, dass ich gehen würde und nach den Ferien eine andere Freiwillige kommen würde. Und ich wollte nicht gehen. Aber irgendwie auch doch.

Ich war ein bisschen zerrissen. Wollte nach El Villar, wollte nicht nach El Villar, wollte aus Karachi weg, wollte in Karachi bleiben.

Und am Sonntag um 500 Uhr in der Früh fuhren wir los. Ich war den Tränen so nah, aber da die Reise wieder ein Abenteuer wurde, konnte ich mich beherrschen. Wir fuhren mit der Dämmerung los und erlebten einen wirklich wunderschönen Sonnenaufgang in der Natur Karachimayus, die sowieso immer wieder atemberaubend ist.

In Muska, unserer Nachbar-„Communidad“ (Gemeinde), mussten wir feststellen, dass an dem Pick-Up von Profe Fortu irgendetwas mit dem Öl nicht stimmte, und er, seine Frau Profe Natty (die ich immer Nati geschrieben hat, die sich selbst aber so schreibt) und ihr Sohn Evik stiegen zu uns in die Camioneta von den Profes Anibal und Yola. Damit waren wir 20 Leute in der Camioneta. Profe Primo fuhr mit seinem Pick-Up, der auch gut gefüllt war, voraus. An der Baustelle, der altgewohnten Lieblingsstelle, gab es zwar „paso“, allerdings ist der Weg sehr sandig, sodass Primo mit seinem Pick-Up stecken blieb und den Berg hochgeschoben werden musste. Oben angekommen war Anibal der Meinung, seine Camioneta (die ja ein kleiner LKW ist und somit größer und schwerer ist, als der Pick-Up von Primo, und die außerdem voll war mit Kartoffel-Säcken) würde den Weg dort hoch nicht schaffen. Wir 20 Leute nahmen also unser Gepäck und liefen durch die Baustelle. Wir trafen die „Ambulancia“ (Krankenwagen-Pick-Up) aus La Revuelta, die uns sagten, dass es eine neue hässliche Stelle gab, und die anbot, die Leute und ihr Gepäck dort hin zu fahren. Primo bot an, seine Leute nach El Villar zu fahren und dann umzudrehen um den Rest zu holen. – Die Aussage der Ambulancia verstand ich nur zunächst nicht und lief mit zwei Männern aus Karachi los. Mein Plan war nicht, den ganzen Weg zu laufen, sondern eigentlich einfach nur, im Schatten zu warten. Naja, wir liefen dann aber weiter. Und weiter und weiter und weiter. Die Ambulancia und alle Leute, die in der Sonne gewartet hatten fuhren auf einmal an uns vorbei (eben zu dieser „hässlichen Stelle“) und ich war verwirrt, lief aber mit Don Filimon weiter. Nach einer Stunde kamen wir dann an der „hässlichen Stelle“ an und trafen dort auf die anderen. Wir warteten auf Primo und stopften uns dann in seinen Pick-Up. Mit ihm saßen vorne drin sechs Leute und wir hinten drauf waren zu zehnt. Aber es ging.

Und dann kamen wir nach vier Stunden Reise in El Villar an. Ich winkte kurz „Ciao“, sagte Danke und ging ein bisschen kaputt ins Hostel.

Dort traf ich auf Kalle. Unseren lieben Selbstzahler, den wir am selben Tag auch verabschieden würden.

Ich war vollkommen neben der Spur, müde und traurig. Nach dem Frühstück gingen Marie und ich Raquet (wie Squash) spielen, danach lief ich mit Kalle durch den Ort, er musste noch etwas suchen, und nach dem Mittagessen, um 1400 Uhr, brachten wir ihn zur Flota.


Nachmittags unternahmen wir nicht wirklich was. Ich persönlich hatte auch einfach keinen Antrieb, war bedrückt, wollte mich verkriechen. Es war ein komischer Tag, Abschiednehmen ist schwer.

3 Kommentare:

  1. hallo antonia hir ist léna wie geht es dir zur zeit antonia ? entschuldigun antonia für die ferschppetung. waren die kühe schön antonia ? wan ist Weihnachten bei euch ? dist du krannk antonia ? ist es calt bei euch oder ist es heis bei euch antonia ? sind die kinder schon in ferien oder nichht antonia ? deine léna ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

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    1. Hallo meine liebe Kleine, mir geht es zur Zeit sehr gut, da wir Ferien haben und ich euch an Weihnachten ja auch in Skype sehen konnte :) Weihnachten war hier an den gleichen Tagen wie auch bei euch, nur wird es hier ein bisschen anders gefeiert.
      Ich war vor ein paar Wochen krank, aber jetzt bin ich wieder gesund :) Das ist ganz unterschiedlich, nachts ist es eher kalt, manchmal seeehr kalt, aber tagsüber ist es meistens warm, manchmal sogar ziemlich heiß, das kommt ganz darauf an, ob die Sonne scheint oder nicht :)
      oh, das ist ja super, da hat dich die Zahnfee aber wirklich reich beschenkt! :)
      ganz liebe Grüße, deine Antonia :) ♥♥

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  2. hallo antonia hier ist wider mal léna ich habe vergesen dir zur sagen das ich 3 zähne verloren habe. und für die 3 zähne habe ich 6 € gekriegt
    ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

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