Seiten

Montag, 3. November 2014

Allerheiligen mal anders

Dieses Wochenende war ja Allerheiligen. Hier in Bolivien ist das ein ziemlich großer Feiertag.

Die Vorbereitungen dafür beginnen schon ein bis zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin: Es wird Chicha gemacht und Brot gebacken. Dann samstags fängt es an.

Den ganzen Tag sieht man niemanden. Alle sind in ihren Häusern. Und auf dem Friedhof sind auch ziemlich viele. Die Gräber werden vorbereitet. Abends besucht man die Gräber. Es wird gebetet und danach gibt es einen Gottesdienst auf dem Friedhof. Wir wollten diesen auch besuchen, mussten aber leider wegen einem Wolkenbruch die Flucht ergreifen, wir waren gerade rechtzeitig wieder am Hostel, bevor die Straßen wirklich so vermatscht waren, dass sie unbegehbar waren - vollkommen durchnässt waren wir trotzdem.

Am Tag darauf, Sonntag, gab es um 9:00 Uhr eine Messe, die aber nicht so besucht war, da viele noch mit dem Alkohol von der vorigen Nacht zu kämpfen hatten. Den Toten, beziehungsweise deren Seelen, wird nämlich immer Alkohol geschenkt, und der Rest wird selbst getrunken.

Nach der Messe bildeten sich Grüppchen. Wir wurden von unserer Gastmutter Fanny unter die Fittiche genommen und gingen mit ihr mit. Es ging von Haus zu Haus.

In den Häusern derer, bei denen dieses Jahr jemand gestorben ist, widr ein Altar oder so etwas in der Art aufgebaut, dieser ist wunderschön geschmückt mit Bildern der Verstorbenen und Sachen, die sie mochten. Da stehen dann verschiedene Gebäcke, Essen, Alkohol, Coca, Zigaretten und so Sachen. Die Leute kommen und beten mit den Familien. Danach bekommt jeder ein alkoholisches Getränk von dem die Hälfte (oder je nachdem wie viel man selber trinken will mehr oder weniger - bei uns war es eigentlich immer alles bis auf einen Schluck) dem Toten gegeben wird, indem man sie in Schlucken um den Altar auf dem Boden verteilt. Danach verteilen die Angehörigen des Verstorbenen unter den Besuchern Brot-Tüten und danach gibt es für jeden der Anwesenden noch eine Portion Picante, also Reis mit Kartoffeln und scharfer Soße, mit einem Stück Fleisch.

Das erste Haus war das einzige, in dem aber auch richtig getrauert wurde, hier wurde auch geweint, in den anderen Häusern nur mehr getrunken.

Wir gingen insgesamt in fünf Häuser. Und haben jetzt ganz schön viel Brot. Hatten um zwölf Uhr mittags schon zwei Portionen Picante gegessen und Chicha und anderen Alkohol getrunken. In den letzten zwei Häusern lehnten wir alles bis auf das Brot ab. Aus dem Mix der zu uns genommenen Sachen war uns schon allen irgendwie schlecht.

Unsere Brot-Ausbeute des Tages.
Es gibt gefüllte Teigtaschen (Empanadas), Kuchen, Kekse, Brötchen und noch anderes Gebäck.
Nachmittags und abends wurde in den Häusern der frisch Verstorbenen immer noch getrunken und auch allen, die wollten ausgeschenkt. Wir besuchten noch die Lehrerin von Marie, Wilma, deren Vater dieses Jahr verstorben war, konnten uns aber nur schwer wohlfühlen, da alle, denen wir sagten, wir wollten nichts trinken, beleidigt waren.

Es war ein ziemlich interessantes Fest.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen